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Zaumzeuge und Sattelgeschirre

Zusätzlich zu zahlreichen Ausrüstungen und Waffenteilen von Kriegern aus den Opferungen im  Thorsberger Moor fanden sich prachtvolle Zaumzeuge und Sattelgeschirre. Insgesamt können 27 Garnituren vom Pferdegeschirr rekonstruiert werden, die zeitlich den zwei großen Deponierungen in der ersten Häfte des 3. Jahrhunderts n. Chr. und um 300 n.Chr. zuzuweisen sind.

 

Abb. 1: Rekonstruktion eines germanischen Zaumzeuges mit Zügelketten aus der ersten Hälfte des 3. Jahrhunderts n.Chr.

 

 

 

Abb. 2: Bronzenes Zaumzeug des Pferdes

eines berittenen „Offiziers“ aus dem Thorsberger Moor

 

 

Abbildung 3: Zaumzeug aus Silberblech mit vergoldetem Pressblech wahrscheinlich des obersten Befehlshabers aus dem Thorsberger Moor

 

Die Pferdegeschirre lassen eine Rekonstruktion von Ausrüstungen der Kriegspferde zu, die im germanischen Heer dieser Zeit zum Einsatz kamen. Die typischen Zaumzeuge mit Zügelketten stellten äußerst scharfe Geschirre dar, bei denen ein sofortiges Parieren oberstes Gebot war. Die Krieger ritten einhändig und kämpfen vom Pferd mit Lanze und Schwert.

 

Die aufwendige Gestaltung und die detailreichen, aufeinander abgestimmten Verzierungen der zahlreichen, einzelnen Bestandteile der Garnituren deuten darauf hin, dass es sich bei den Pferde geschirren um Auftragsarbeiten wohlhabender Angehöriger der gesellschaftlichen und militärischen Elite handelte. Hierauf verweisen die enormen Mengen an verwendeten Buntmetallen sowie von Silber und Gold, die zur Herstellung benötigt wurden.

 

Die reich ausgestatteten Reiter besaßen mit Sicherheit einen hohen Stellenwert als Befehlshaber innerhalb der hierarchischen Ordnung germanischer Heeresverbände. Einfache Krieger mit eisernen Waffen, zumeist bestehend aus Speer/Lanze und Schild, waren nicht beritten. Dies war vielmehr den so genannten „Offizieren“ und den obersten Befehlshabern vorbehalten. Eine Geschirrgarnitur aus dem  Thorsberger Moor ragt durch ihre herausragende Ausstattung mit Silberplattierungen und Auflagen aus Goldpressblechen aus den übrigen Funden heraus. Sie ist mit großer Wahrscheinlichkeit dem höchsten Befehlsrang, dem obersten Heerführer, zuzuweisen.

 

Die Ausrüstungen der Pferde aus dem  Thorsberger Moor lassen deutliche Bezüge zu römischen Zaumzeugen und Sattel geschirren erkennen, was mit der Entwicklung der germanischen Pferdegeschirre auf Basis römischer und keltischer Vorbilder zusammenhängt. Die in Nordeuropa verbreiteten Opferplätze mit Niederlegungen von Heeresausrüstungen sind die einzige Quelle für eine derartige organisierte kriegerische Reiterei im Barbaricum. Dabei kommt dem  Thorsberger Moor durch die insgesamt größte Anzahl gefundener Pferdegeschirrgarnituren aus den nordeuropäischen Heeresbeuteopferplätzen eine besondere Bedeutung zu.

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